Liebe auf Distanz

Mobilität verändert nicht nur uns, sondern auch die Art, wie wir lieben. Mittlerweile führt jeder achte Deutsche eine Fernbeziehung.

Be­­reits seit 28 Jah­ren führt Re­na­te Ha­ckel-de La­tour ei­­ne Fern­­be­­zie­­hung mit ih­rem Mann. Frü­­her trenn­­ten sie zwi­­schen Eich­­stätt und Wien mehr als 500 Ki­­lo­­me­­ter. Heu­­te pen­­delt Re­­na­­te von ih­­rem ge­­mein­­sa­­men Wohn­­sitz in der Nä­­he von Gmun­­den am Traun­­see nach Eich­­stätt, um ih­­re Ar­­beit an der Ka­­tho­­li­schen U­ni­­ver­­si­­tät aus­­ü­ben zu kön­­nen.

Urheber: KU/ Jens Walter

von Renate Hackel-de Latour

Urheber: KU/ Jens Walter

von Simon Kolb

Si­­mon Kolb sieht sei­­ne Freun­­din seit zwei Jah­­ren nur am Wo­­chen­­en­­de. Sie füh­­ren ei­­ne Be­­zieh­­ung zwi­schen Eich­­stätt und Kemp­­ten. Si­­mon hält Fern­­be­­zie­h­ung­­en al­ler­dings für ein e­her schlech­­tes Be­­zie­h­ungs­­mo­­dell, er wür­­de sei­­ne Freun­­din ger­­ne auch un­­ter der Wo­­che um sich ha­­ben.

Renate und Simon sind keine Ausnahme, immer mehr Menschen führen eine Fernbeziehung.

 

Natürlich hat es schon früher Paare gegeben, die dauerhaft oder auf Zeit an verschiedenen Orten gelebt haben. Allerdings waren die Liebenden oft unfreiwillig voneinander getrennt. Heute sind Fernbeziehungen nicht selten ein bewusst gewähltes Beziehungsmodell: wir wollen auf nichts verzichten, uns beruflich verwirklichen, immer mal wieder den Wohnort wechseln, frei und unabhängig sein – aber dennoch eine Beziehung eingehen.

Ein weiterer Grund für den steigenden Anteil an Fernbeziehungen ist auch, dass immer mehr Menschen auf der Suche nach der großen Liebe auf Partnerbörsen zurückgreifen. Da kann es schon mal vorkommen, dass der gefundene Partner nicht gerade um die Ecke wohnt. Auch unter den Studierenden sind Fernbeziehungen längst keine Seltenheit mehr: Bei 100 Befragten an der Katholischen Universität Eichstätt gaben knapp 30 Prozent an, schon Erfahrungen damit gemacht zu haben.

Kleine Helfer für die Liebe 

Eine Fernbeziehung verlangt den Liebenden meist sehr viel Geduld, Vertrauen, Verständnis und Durchhaltevermögen ab. Glücklicherweise gibt es mittlerweile einige kleine Helfer, die eine Beziehung auf Distanz erleichtern können. Skype, WhatsApp und Co. vereinfachen die Kommunikation und können ein Gefühl von Nähe vermitteln. Wenn es vor einigen Jahrzehnten noch lange Postwege brauchte, bis eine Nachricht des Partners ankam, dauert es heute nur wenige Augenblicke.

Instant Liebe

#kleineralsdrei <3

Doch kann ein Herz über WhatsApp einen echten Kuss oder Händchenhalten ersetzen?

Für all diejenigen unter Euch, die auch auf die Nähe des Partners verzichten müssen, hat Reporterin Alicia Reimann zwei der angesagtesten Pärchen-Apps getestet: „Couple“ und „Path“.

Alicia Reimann

testet für Euch zwei Fernbeziehungs-Apps

Couple

Bevor ich die App gemeinsam mit meinem Freund nutzen kann, müssen wir uns erst einmal anmelden. Das geht aber relativ schnell, schon kann’s losgehen.

Ich stöbere zuerst durch die Grundeinstellungen. Ein Profilbild gehört natürlich dazu, immerhin will man seinen Partner auch sehen können. Das Menü ist einfach gestrickt und zeigt mir sofort die allgemeinen Funktionen. Ich kann meinen, den Geburtstag meines Freundes und unseren Jahrestag in einen Kalender eintragen. Die App erinnert mich dann am jeweiligen Tag daran. Praktisch für alle, die etwas vergesslich sind, was wichtige Tage anbelangt.

Die gemeinsame To-Do-Liste finde ich auch super. Wir beide können die einzelnen Punkte, die uns besonders wichtig sind, favorisieren und dann abhaken, wenn sie erledigt sind. Außerdem haben wir so einen Überblick über das, was der Andere noch so geplant hat.

Natürlich bietet die App auch einen ganz normalen Messenger. Ähnlich wie in WhatsApp können wir uns hier Nachrichten, Bilder oder Videos schicken. Nichts Besonderes – aber essentiell für eine Pärchen-App.

Das wohl ausgefallenste Feature sind die „Fingerküsse“. Wenn wir beide unseren Finger auf das Display halten, erscheinen Abdrücke und wenn diese sich treffen, dann vibriert das Handy und das Display wird kurz leuchtend rot. So etwas habe ich noch nie in einer App gesehen. An sich finde ich diese Funktion auch recht gelungen. Das Einzige, was mich daran stört, ist, dass man sich eben erst gezielt zu einem „Fingerkuss“ verabreden muss, damit auch beide wirklich gleichzeitig ihren Finger auf die richtige Stelle drücken. Das nimmt dem Ganzen jegliche Spontaneität und Romantik.

Hier ein paar Eindrücke zum Durchblicken (einfach auf das Bild klicken) 

Fast wie ein gemeinsamer Alltag 

Fazit: Die App finde ich richtig gut für Paare, die sich nicht allzu oft sehen können. Couple ist durch die gemeinsamen Listen und den Kalender persönlicher und vielseitiger als WhatsApp oder Snapchat. Sie bietet die Möglichkeit, so etwas wie einen gemeinsamen Alltag zu führen, obwohl man voneinander getrennt ist. Und die „Fingerküsse“ sind ein gelungenes Special.

Hier ein paar Eindrücke zum Durchblicken (einfach auf das Bild klicken) 

Path 

Path ist eigentlich ein soziales Netzwerk, das aber speziell für Paare empfohlen wird. Auch hier müssen wir uns erst anmelden. Wir haben – ähnlich wie in Facebook – eigene Profile, die wir mit einem Profil- und einem Titelbild schmücken können. Auf meiner Seite kann ich dann angeben, was ich gerade tue: Ich kann posten, welchen Song ich höre, wo ich bin, was ich gerade denke oder fühle – eigentlich alles wie bei Facebook. Der einzige Unterschied ist, dass ich beispielsweise bei den Songs nicht unbedingt selbst eingeben muss, was ich höre, sondern mir viele verschiedene Lieder vorgeschlagen werden. Wenn mein Lied nicht dabei ist, kann ich auch danach suchen. Mein Freund kann dann, mit verschiedenen Smileys oder mit einer kurzen Nachricht, kommentieren. Aber nicht nur er – alle meine Freunde, die die App nutzen, können ebenfalls sehen, was ich so treibe. Ist halt ein soziales Netzwerk.

Auch bei Path gibt es einen Messenger mit den üblichen Funktionen. Ich denke, das ist mittlerweile bei den meisten Apps Standard.

Ein Feature, das ich bisher nicht kannte, ist die „Schlafen gehen“-Funktion. Mit einem Knopfdruck kann ich angeben, dass ich ins Bett gehe. Und am nächsten Morgen kann ich so auch wieder aufstehen. Meiner Meinung nach braucht es diese Funktion nicht, denn ich denke, die meisten Paare sagen sich lieber auf persönlicherem Weg gute Nacht.

Path ist für mich keine wirkliche Beziehungs-App. Sie ist Facebook schon recht ähnlich, man könnte einzig und allein sagen, dass Path etwas privater und persönlicher ist. Es bietet aber keine außergewöhnlichen Funktionen, die Fernbeziehungs-Paaren das Gefühl von Nähe geben können. Zumindest nicht mehr als vergleichbare Apps. Wenn Ihr aber etwas sucht, um sowohl mit Eurem Partner als auch mit Euren Freunden in Kontakt zu bleiben, dann ist Path das Richtige für Euch.

(Beide Apps gibt es sowohl für Android als auch für iOS)

Das Facebook für Paare

Loslassen oder festhalten?

Es gibt also viele Möglichkeiten, eine Fernbeziehung leichter zu gestalten. Trotzdem können Probleme auftauchen, die man zu Beginn durch die rosarote Brille nicht sehen konnte oder wollte. Deshalb sollte vorher alles gut durchdacht sein. Ob Ihr der Typ für eine Fernbeziehung seid, könnt Ihr hier herausfinden:

Lisa Braun

Julian Hamm

Ramin Movassagian

Alicia Reimann

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