professioneller Protest

Die Paten

Sie stellen sich nicht selbst auf die Straße, aber unterstützen Bewegungsarbeiter durch Patenschaften. Das heißt, sie spenden monatlich einen festen Betrag an die Bewegungsarbeiter. Warum?

Sie stellen sich nicht selbst auf die Straße, aber unterstützen Bewegungsarbeiter durch Patenschaften. Das heißt, sie spenden monatlich einen festen Betrag an die Bewegungsarbeiter. Warum?


von Matthias Reinelt und Daniela Weichselgartner

 
Christoph PodstawaChristoph Podstawa (36) engagiert sich gemeinsam mit Cécile Lecomte bei Robin Wood in Lüneburg und spendet für sie monatlich 50 Euro. Podstawa sitzt für DIE LINKE im Kreistag Lüneburg. Er glaubt, dass parlamentarische Arbeit oftmals mehr bewirken kann als Aktivismus. „Was mich an Céciles Arbeit fasziniert ist, dass ihre Kletteraktionen durchaus Aktionskunst sind. Sie ist kreativ, dreist und entschlossen“, sagt er. Podstawa sieht sich selbst als Aktivist, will aber politische und aktivistische Arbeit verbinden.

 
 

Yves Hauswald (77) spendet monatlich insgesamt etwa 350 Euro an sechs Bewegungsarbeiter – unter anderem an Cécile Lecomte und Holger Isabelle Jänicke. Der ehemalige Gymnasiallehrer sieht das Spenden als sinnvollen Tausch: Die Arbeit der Bewegungsarbeiter sei „großartig und wichtig“, jedoch hätten sie große Mühe, sich zu finanzieren. Ihm hingegen bleibe von seiner Pension monatlich Geld über. Auch, weil er ein bescheidenes Leben führe, sagt er.

Hauswald war selbst schon immer aktiv bei Demonstrationen – für Frieden, Umweltschutz, Kohleausstieg. Mit welcher Konsequenz die Bewegungsarbeiter ihr Leben dem Aktionismus widmen, bewundert er. „Ich hätte diesen Mut nicht“, sagt Hauswald. Seit gut acht Jahren ist er Pate bei der Bewegungsstiftung. Was er an deren Arbeit schätzt: „Die Bewegungsstiftung kann viel gründlicher auswählen, welche Projekte einer Förderung würdig sind, als ich das als Einzelperson tun kann.“

Bernd Drücke (53) findet die Aktionen der Bewegungsarbeiterin Cécile Lecomte extrem beeindruckend, weil sie gewaltfreien Widerstand propagiert: „Sie ist eine tolle Persönlichkeit, die trotz ihrer schweren Krankheit wichtige Bewegungsarbeit leistet und einen lebendigen und mutigen Weg geht.“ Seit 2014 spendet er jeden Monat 20 Euro an Lecomte. Für Drücke hat es auch etwas Humorvolles, wenn die Kletteraktivistin beispielsweise gegen Atomenergie protestiert. Lecomtes Aktionen seien nicht nur toll anzusehen, sondern meistens auch wirksam. Drücke ist Autor und freier Journalist. Seit 1998 ist er Redakteur bei der linksgerichteten, anarchistischen Zeitschrift Graswurzelrevolution. Ihm geht es darum, dass über Protestaktionen und Demonstrationen berichtet wird und die Bevölkerung aufgeklärt wird.